Samstag, 28. Juni 2014

Aufrecht!

Wir hatten das Boot auf das Deck gedreht, um uns all' die Arbeiten, die sonst überkopf ausgeführt werden müssten, zu erleichtern. Dazu gehörte auch das Aufbringen der Kielverstärkung: eine Lage Glasfaser, gefolgt von einer Lage Diolen, und wieder eine Lage Glasfaser. 
Wir hatten uns für Diolen statt für Kevlar entschieden, weil Diolen erheblich preisgünstiger ist und sich leichter verarbeiten lässt. Dazu kommt, dass Diolen bessere UV-Resistenz und weniger Wasseraufnahmefähigkeit besitzt. Dafür hat es etwas geringere Festigkeitswerte als Kevlar.

Rittlings auf dem Kiel werden die Verstärkungslagen laminiert
Bei seinem Besuch (siehe voriger Blogeintrag) hatte Jan auf einen Problembereich hingewiesen. Im Bereich des Niedergangs war es in der Vergangenheit bei Booten ähnlichen Designs mitunter zu Rissen gekommen. 
Wir beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen: da auf dem Deck in der Nähe des Niedergangs auch die Winschen und die Fallenstopper angebracht werden müssen, haben wir eine integrierte Verstärkungsplatte entworfen, die wir aus zwei Lagen Sperrholz formverleimten und dann unter den Schaum am Niedergang klebten. 

Die Verstärkungsplatte wird vorbereitet...
... und eingebaut.
Später werden weitere Verstärkungen rechts und links des Niedergangs hinzukommen.

Nachdem die Kielverstärkungen durchgehärtet waren, haben wir die untere Hälfte des Rumpfs (jetzt oben) mit 60er Schleifpapier abgeschliffen. Der kleine Ryobi-Exzenterschleifer hatte inzwischen Gesellschaft von einem Metabo-Exzenterschleifer bekommen. Mit beiden kamen wir durchaus voran. Nachdem ich aber den Stützteller des Metabo verschlissen hatte, lieh sich Alice von einem Kollegen eine Festool Rotex. Mit dieser Maschine schaffte ich in zwei Stunden eine Fläche, für die ich vorher einen ganzen Tag benötigt hatte.

Inzwischen sieht das Zelt fast wie ein Beduinenzelt aus:
Alice hatte aus alten Betttüchern Abschattungen genäht.
Am Samstag war es dann wieder soweit: der Rumpf wurde wieder um 180° in die aufrechte Lage gedreht. Diesmal ging das Drehen so fix, dass wir prompt vergessen haben, Bilder zu machen. Die Technik war aber die gleiche, wie bei den vorhergehenden Drehungen: gehalten von den Leinen wurde das Boot langsam auf den Deckenbalken um die eigene Achse gerollt.

Nach vollbrachter Tat: alle Helfer auf einem Bild

Zum ersten Mal in aufrechter Lage. Das Boot steht mit dem Kiel auf
und wird noch mit den Leinen stabilisiert.
Diese sollen in den nächsten Tagen durch seitliche Stützen ersetzt werden.

Sonntag, 15. Juni 2014

Kieloben

(hoffentlich das einzige Mal)

Nach einigen weiteren Wochen des Hobelns, Schleifens und Laminierens war es soweit: Kiri wurde auf den Rücken gelegt. Warum? Einige Arbeiten können leichter ausgeführt werden, wenn das Boot auf dem Rücken liegt. Insbesondere sollen einige Lagen Verstärkungsgewebe im Kielbereich auflaminiert werden.


Freitag: die restlichen verbliebenen Mallen und die Helling ist abgebaut,
Kiri hängt frei schwebend am Zeltdach!
Am Samstag drehten wir dann unter Mithilfe von Freunden das Boot um 90 Grad. Inzwischen gibt es unter den Helfern schon einige "alte Hasen". Entsprechend problemlos verlief die ganze Aktion dann auch. Ingrid war an der Kamera.

Ausgangslage. In den Seilen hängend wurde der Rumpf etwas zur Seite geschoben,
um Platz für die Rollaktion zu bekommen

Schräglage. Mit alten Schaumstoffmatrazen wird verhindert, dass es zu Schäden am Deck kommt.
Das noch unlaminierte Deck ist noch empfindlich.

Berthold an der Winsch. Mit zwei Winschen und vier Fallenstoppern lassen sich die vier Leinen gut kontrollieren.

Fast geschafft.

Kiri wird noch in Position gerückt...

... und mit den "Ärmchen" auf Holzblöcke gelagert. 

Geschafft!
In zwei Wochen soll das Boot dann auf den Kiel gedreht werden. Das ist dann hoffentlich das letzte Mal, dass wir das Boot umdrehen müssen...
Anders als Einrümpfer können Mehrrumpfboote unter extremen Bedingungen umschlagen. Einrümpfer mit ihrem schweren Kiel können zwar auch durchkentern, richten sich aber durch das Kielgewicht wieder selbstständig auf. Mehrrumpfboote bleiben dagegen auf dem Rücken liegen. Dafür gehen sie - sofern in Leichtbauweise gebaut - nicht unter, auch wenn sie mit Wasser vollgelaufen sind. Anders als der Einrümpfer, der in diesem Fall vom schweren Ballast in die Tiefe gezogen wird.

Für alle Fälle: der Notausstieg

Dienstag, 3. Juni 2014

Besuch aus Dänemark

Am Samstag hatten wir Besuch aus Dänemark. Jan Andersen, Konstrukteur von Barracuda und Black Marlin (und damit von Kiri) und seine Frau Anette waren auf Verwandtenbesuch im Odenwald und machten einen Abstecher zu unserer Zeltwerft. Auszusetzen hatte Jan eigentlich nichts, was für uns schon mal ein gutes Zeichen war. Da er selbst mit dem Bau eines Black Marlin (allerdings aus Kohlefaser) erst angefangen hat, war er natürlich ziemlich neugierig, wie das Schiff, dass er bisher nur aus Computer-Simulationen kannte, in echt aussieht. "Deutlich geräumiger als Barracuda" stellte er fest.

Jan macht sich ein Bild von Kiri
Gut, dass ich das Ruder schon fertiggestellt hatte. Hier hatte Jan noch einen Tipp: Am hinteren Ende braucht das Ruder eine Abrisskante, um die Bildung von Wirbeln und damit Vibrationen zu vermeiden. Das dürfte sich leicht durch schräges Anschleifen des hinteren Endes realisieren lassen. Dasselbe gilt natürlich auch für das Schwert.

Die Woche fing dann an wie gehabt. Hobeln, schleifen, laminieren.

Hobeln in luftigen Höh'n.
Obwohl, so luftig ist es unter dem Dachfirst gar nicht. Eher gut warm.
Neben diesen Arbeiten werden parallel dazu verschiedene Montagearbeiten durchgeführt. So wurde das hintere Joch mit Metallteilen komplettiert und dann in den Rumpf eingepasst und verklebt.


Einpassen des hinteren Jochs
Für den Laien wirkt es immer wieder verwirrend, wenn er/sie hört, dass solche hochbelastete Teile nur verklebt werden. Keine Schraube? Eine Schraube bedeutet immer eine Punktbelastung und damit ein Ansatzpunkt für zukünftige Risse. Bei einer Verklebung verteilt sich die Belastung gleichmäßig auf eine größere Fläche. Mir fällt dabei immer die Geschichte von Gulliver in Liliput ein, wo der "Riese" Gulliver von den Liliputanern mit tausenden feinen Fäden am Boden gefesselt wird. 
An einigen Stellen lassen sich Schrauben nicht vermeiden, so z.B. beim Befestigen der Metallteile auf dem hölzernen Joch. Doch auch hier werden die Schrauben nicht direkt ins Holz geschraubt. Statt dessen werden größere Löcher ins Holz gebohrt und mit Epoxidharz, dass zusätzlich noch mit Mikrofasern verstärkt wurde, gefüllt. In diese Epoxidharzbett werden die Schrauben versenkt.